Samstag, 30. April 2016

Im April...


verabschiedet: Christian
Der 8. Monat meines Freiwilligendienstes begann mit einem weiteren Abschied (von denen ich langsam wirklich genug habe): Mein sehr liebgewonnener Mitfreiwilliger Christian aus Liechtenstein (ein sehr sympathisches Fleckchen Erde) hat sich auf den Weg zurück nach Hause gemacht. Gerade als einziger Freiwillige unter so vielen Frauen hatte er es sicher nicht immer leicht – aber die gemeinsame Zeit im CERPI möchte ich auf keinen Fall missen und ich freue mich auf ein Wiedersehen in Europa!

gereist: zum Salar de Uyuni
Am ersten Aprilwochenende bekamen wir Besuch von unseren Camba-Freundinnen aus Santa Cruz (Cambas – so nennt man die Bewohner des bolivianischen Tieflandes). Wir besuchten einige Sehenswürdigkeiten des schönen Sucre und ich so stand auch ich zum ersten Mal auf dem Dach der „Maria Auxiliadora“, von dem aus man über das ganze Stadtgebiet blicken kann.





gesehen: El Lago de Cisnes
Das musste ich jetzt noch schnell einschieben – ich habe endlich nach so langer Zeit mal wieder ein Ballett gesehen! Und dann auch noch Schwanensee unter freiem Himmel.







zurück zu meiner Reise:
Ja, ich bin also wieder verreist. Und zwar mit den Cumbas und meiner neuen italienischen Hermanita Betty am Montagmorgen nach Potosí, wo ich zwar schon im Januar ein Wochenende verbracht habe, aber immer wieder gerne hinfahren werde. Es ist wunderbar, wie jede bolivianische Stadt, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, ihr charmantes, sehr eigenes Flair besitzt.
Sehr zu empfehlen: Die Casa de la Moneda – tolles Museum mit ausgezeichneten guías. Außerdem einer meiner Lieblingsorte, das Ojo del Inca – ein natürlicher Thermalsee in Trichterform, der eine stetige Wassertemperatur von 28 Grad behält. Die Landschaft macht diesen Ort meiner Meinung nach zu einem der schönsten hier in Bolivien!
Von Potosí aus fuhren wir am Dienstagabend nach Uyuni, einem Städtchen am Rande des Salar de Uyuni, die ehrlich gesagt auch nur wegen diesem überhaupt existiert. Von dort startete am Mittwochmorgen unsere 3-tägige Salar-Tour:

Tag 1 – Cementerio de Trenes, Fahrt durch die Salzwüste mit Perspektivfotoshooting, Flaggeninsel, Isla Incahuasi, Salzhotel, wunderbarer Sonnenuntergang








Auf der Isla Incahuasi


Unser Hotel - aus Salz!


Mit Betty


Tag 2 – Sonnenaufgang,  Lagunen, Nationalpark, Laguna Colorada mit Flamingos



Vicuñas bei Sonnenaufgang






In der Wüste









Tag 3 - unglaublicher Sternenhimmel, Geysirfeld „Sol de la mañana“ bei Sonnenaufgang (mit fürchterlich riechenden Dämpfen), Thermalquellen von Polquis, Laguna Verde, chilenische Grenze, Rückfahrt nach Uyuni 





 Aguas thermales


Laguna Verde - nur leider an diesem Tag nicht, weil kein Wind ging.


Quinoa-Felder in den Farben der boliviansichen Flagge




gehört: Chila Jatun und Octavia
Am Abend unserer Rückkehr nach Sucre fand ein kostenfreies Konzert mit 5 verschiedenen nationalen Bands im Teatro al aire libre statt. Das habe ich mir nicht entgehen lassen, meine Freunde waren auch dort und außerdem ist das Teatro 2 cuadras von meinem Zuhause entfernt. Trotz – oder vielleicht sogar gerade wegen - des Regens ein sehr schönes Erlebnis, ich habe sogar die bekanntesten Hits mitsingen können (hier der Link zu einer Hörprobe von Chila Jatun)

gefeiert: El Día del Niño
Alle Bolivianer, die ich kenne, lieben es zu feiern. Und so ist es nicht verwunderlich, dass es neben dem auch in Deutschland bekannten Muttertag noch unzählige weitere „Feiertage“ gibt, die mehr oder weniger würdigen Anlässen gewidmet sind (zum Beispiel gibt es einen Tag des Frühlings, der Jugend, der Freundschaft, aber auch der Sekretärin und mein Geburtstag ist der Tag des bolivianischen Hundes (?!)...).
Aber ich denke auch, dass besonders hier, wo viele Kinder neben der Schule noch arbeiten müssen und die wenigsten in stabilen sozialen Umfeldern leben, der Tag des Kindes eine sehr gute Erfindung ist. Fast die ganze Woche, in die der 12. April fällt, gibt es Aktivitäten und einige Institutionen sammeln Spenden, um die Kinder an ihrem Tag beschenken zu können.
Ich habe mit den Kindern der Escuela movil und des CERPI so gefeiert: zuerst spielten wir eine Weile (ich war in der „Carcel“, im Gefängnis, eingeteilt – ein tolles Spiel!!), tanzten und sangen, bevor es dann zur Erholung „Refrigerio“, Sandwiches und Saft, gab.

 
gefreut: über Schulspenden für die Barrio Bolivia-Kinder
Eine liebe Überraschung, die mir in Erinnerung bleiben wird, war, dass unsere (etwa 30) Escuela-movil-niñ@s aus dem Barrio Bolivia von einer Tanzschule mit Schulmaterialien beschenkt wurden, die vom Tag des Kindes übrig geblieben waren. Der Tanzlehrer sprach mich unerwartet an, als wir mit den Kids im Park auf dem großen Spielgelände ankamen. Zusätzlich gab es noch eine gratis Zumba-Einheit, was besonders den Mädels viel Spaß bereitet hat!


geärgert: über den Zirkus, der vor potenziellen Spendern veranstaltet wird...
(Global nordwestliche Perspektive) Sie möchten spenden. Nur stellen Sie dafür als vernünftiger Mensch auch Randbedingungen, wie: die Spende soll auch zu 100% ankommen - bei denjenigen, die es nötig haben. Und es soll der größtmögliche Profit aus der Summe gezogen werden. Selbstverständlich.

Und was spielt sich eigentlich auf der anderen Seite ab?

Ich habe jetzt schon einige Situationen mitbekommen, die sich um die Finanzierung meines Projektes drehten – und auch darüber berichtet, weil es ja zuletzt auch mich selbst direkt betrifft. Und ich kann wohl mittlerweile ganz gut einschätzen, wie wichtig offene Geldhähne für das Überleben von Projekten wie meinem sind. Ja, mein Projekt, die Escuela movil im Besonderen, legt großen Wert auf gute „Publicity“ – und das ist auch gut so!
Aber trotzdem bin ich mit der Art und Weise und den Ansichten, wie Spender überzeugt werden könnten, hin und wieder unzufrieden.
Ich als Spenderin wollte nicht, dass ich 10 Minuten die Kinder, denen ich durch meine Spende wirklich helfen kann, wie in einer Zirkusvorstellung herumrennen sehe, weil sie bei einem eigens für meinen Besuch organisierten Wettrennen teilnehmen – obwohl doch schon das gemeinsame Hausaufgabenmachen so viele Fortschritte bringt. Natürlich sieht das nicht so spektakulär aus und ist mit etwas weniger Aufwand verbunden (minus Medaillenbasteln, Start- und Zielschildern,...), aber um ehrlich zu sein ist der Endeffekt größer.

Was will ein/e SpenderIn sehen?

Warum gerade an diesen Besuchstagen alle möglichen Register gezogen werden müssen, verstehe ich (noch?) nicht. Ich finde es schlicht und einfach schade, dass das Projekt so, wie es nun mal in Realität arbeitet, nicht überzeugen kann bzw. glaubt, nicht überzeugen zu können. Denn ich bin sicher: mein Projekt kann das!

Das ist wirklich ein Punkt, der mir sehr am Herzen liegt.
Es fühlt sich falsch an, sich selbst und die Kinder, die Escuela movil zu verstellen.




gearbeitet: im Taller „El buen trato y la cultura de paz“
Jedes Semester führen wir mit der Escuela movil je 3 Tallere durch – ein „Taller“ kann man sich wie einen Workshop über ein in unserem Falle educatives Thema vorstellen. Dieses Halbjahr sprechen wir mit den Kindern über guten Umgang mit sich selbst und seinen Mitmenschen.



Das Taller diesen Monat trug die Überschrift „EMPATIA Y AUTOESTIMA“ und neben Musik, Gesang und kurzen Theaterszenen über Emotionen sollten sich die Kids jede/r ein Foto aus einer Zeitung aussuchen, das buen trato verbildlicht. Diese wurden dann in einer Collage zusammengefasst.







Heute Abend reise ich mit Freundinnen für 2 Tage in den Süden Boliviens, in die Stadt Tarija. Die Stadt liegt noch etwas tiefer als Sucre, auf etwa 1800 m ü. NN, und ist ein berühmtes Weingebiet – wir werden also eine Weintour machen und ansonsten den freien Montag genießen; wegen des Tages der Arbeit am Sonntag, 1. Mai, ist nämlich der darauffolgende Montag frei (sonst wäre der Feiertag ja verloren!).

Bis zum nächsten Mal und Euch allen einen guten Tanz in den Mai!